Die Pfarrerin mit der Brise

In meinen performativen Arbeiten bringe ich Material, Wortstücke und Handlungen zusammen, ohne vorher genau zu wissen wie – noch welche Wirkung und Bedeutung sie entwickeln werden. Ich nenne das „Brise“, einen Hauch, der unverfügbar, zärtlich und überraschend berührend vorüber weht.

„Der`Geist`, der niemandem gehört, bildet das gemeinschaftsbildende Dritte, und so werden die Menschen durch etwas verbunden, das sie nicht selbst sind. So schreibt Thomas Assheuer in seinem Pfingstartikel (ZEIT No 21, 21.Mai 2015, S.1) In der Atelierkirche habe ich diesen Geist einige Male spüren können.

Riesige weiße Laken brachten mich von meinen ursprünglichen Plänen ab. Im Zwischenraum des Aufwachens erinnerte ich mich an das performative Wäschelegen meiner Kindheit. Frauen, die nach ritualisiertem Ablauf die duftende, weiße Wäsche riffelten, schlugen, falteten, um sie noch schrankfeucht als Ernte des Tages einzufahren.

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Dies einmal in einer Kirche tun, vor dem Altar. Das Wäschelegen ein Gleichnis werden lassen. Eine Ehrung der Alltagsarbeit meiner Ahninnen. Und plötzlich entsteht ein Wind, der tags darauf durch die ganze Kirche weht und an Pfingsten Unbekannte zusammenbringt, Unbewegliche bewegt, Sehnsuchtsvolle nicht mehr aufhören lässt – im Tun. Zwei schlagen die Wäsche und daraus entsteht ein Tanz, ein Wirbel und der Wunsch zu fliegen.

Das habe ich nicht vorhergesehen. Nicht gemacht. Es ist geschehen. Das gemeinschaftsbildende Dritte.

In einer Facebook-Gruppe zum Thema Gottesdienst fragte eine Kollegin danach, wie man die Gemeindeglieder im Gottesdienst mehr beteiligen könnte. Nun, vielleicht mit dem Schaffen von kreativen Frei-Räumen und dem setzen von klugen Impulsen – wie es hier in Stuttgart geschieht.

Annegret Zander, Jg 1966, Theologin und Playing Artist, Bloggerin

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Blog Totenhemd

Annegret Zander. Performance in der Uni-Bibliothek in Marburg

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